Am 9. November 2006, dem Tag des Gedenkens an die Reichspogromnacht, ist die Stadt Coesfeld mit der Unterzeichnung der Beitrittsurkunde offiziell dem Riga-Komitee beigetreten.
An der offenen Gedenkstunde im Pädagogischen Zentrum nahmen ca. 300 interessierte Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Jugendliche, teil. Parallel ist es gelungen, mehr als 3 000 € Spendengelder zu sammeln, um einen Pultstein mit dem Namen der Stadt Coesfeld in der zentralen Gedenkstätte im Wald von Bikernieki aufzustellen und Grabpflegearbeiten zu finanzieren.
„Uns ist es wichtig deutlich zu machen, dass die 19 deportierten Juden aus der Mitte der städtischen Gemeinschaft gerissen wurden“, sagt Bürgermeister Öhmann und verweist auf den einstimmig im September 2006 getroffenen Ratsbeschluss. Der Verwaltungschef sieht in dem Beitritt einen Akt der Versöhnung und eine Verpflichtung für die Zukunft.
Das Gedenken an die im Jahr 1941 nach Riga deportierten und ermordeten Coesfelder Juden wurde von Coesfelder Schülern, Pax Christi, dem Städtischen Musikverein Coesfeld, dem Heimatverein Coesfeld, der Musikschule und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gestaltet.
Diese Arbeitsgruppe „Riga-Komitee“ will auch zukünftig vor allem Jugendliche ansprechen, um die Versöhnungsarbeit nachhaltig zu verankern. „Eine gute Möglichkeit ist die Pflege der Gräber- und Gedenkstätte im Wald von Bikernieki. Der Volksbund unterstützt Jugendcamps und Austauschprogramme“, erläutert Bürgermeister Öhmann.
Das Riga-Komitee
ist am 23. Mai 2000 von zahlreichen deutschen Städten und vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet worden, um an das Schicksal von über 20 000 deutschen Juden zu erinnern, die in den Jahren 1941 und 1942 nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki ermordet wurden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichtet in Zusammenarbeit mit seiner lettischen Partner-Organisation, dem Brüderfriedhöfekomitee, und der Stadtverwaltung Riga den Opfern eine würdige Gräber- und Gedenkstätte. Mit der künftigen Pflege der Anlage durch lettische und deutsche Jugendliche soll ein lebendiges Band der Erinnerung und der Begegnung geknüpft werden zwischen Riga und den deutschen Städten, von denen damals die Sammeltransporte ausgingen.
So wurden 19 Personen Anfang Dezember 1941 im Coesfelder Schlosspark zusammengetrieben und über Münster in das Ghetto deportiert. Nur Mine Süßkind überlebte, weil das schwedische Rote Kreuz sie und eine kleine Gruppe weiterer Juden befreien konnte. Von 1966 bis zu ihrem Tod im Jahr 1995 lebte sie in bescheidenen Verhältnissen wieder in Coesfeld.